Predigt zu Johannes 6, 30-35 / 41 und 42 / 47-63 am Sonntag 7. Sonntag nach Trinitatis –

Im Abendmahl wird der auferstandene Christus eins mit und so wie das Brot und die Frucht der Traube eins werden mit unserem Körper.

Was glauben Sie, was es Ihnen bringt, wenn Sie beim Abendmahl eine Oblate essen?

Das Wort Oblate kommt vom lateinischen „oblatum“ und heißt „dargebracht“.  Wenn sie viele Oblaten essen, werden Sie ein bisschen satt, aber nach kurzer Zeit haben Sie wieder Hunger. Genauso ist es mit dem Trinken. Dabei ist das Brot noch gar nichts Besonderes. Das Manna der Israeliten kam direkt von Gott, jeden Tag neu. Dieses Brot kommt aus einer Spezialbäckerei. Es ist ungesäuertes Brot, so wie die Israeliten es gegessen haben, als sie aus Ägypten auszogen und das sie auch noch heute beim Passahfest in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten essen. Außerdem ist es ganz praktisch, weil er sich sehr lange hält. Und der Traubensaft, bzw. Wein kommt aus einem Geschäft. Was soll das bewirken?

Es geht heute um das Abendmahl und einen schwierigen Text, den ich in Auszügen vorlese:

Predigt zu Johannes 6

30 Sie (Volksmenge) erwiderten (Jesus): »Gib uns einen Beweis für deine Bevollmächtigung! Lass uns ein eindeutiges Wunderzeichen sehen, damit wir dir glauben. 31 Unsere Vorfahren aßen das Manna in der Wüste. In den Heiligen Schriften heißt es von Mose:’Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.’« 32 Jesus entgegnete: »Amen, ich versichere euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Das wahre Brot Gottes ist das, das vom Himmel herabsteigt und der Welt das Leben gibt.« 34 »Herr«, sagten sie, »gib uns immer von diesem Brot!« 35 »Ich bin das Brot, das Leben schenkt«, sagte Jesus zu ihnen. »Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben. 41 Die Zuhörenden murrten, weil er gesagt hatte: »Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist.« 42 Sie sagten: »Wir kennen doch seinen Vater und seine Mutter! Er ist doch Jesus, der Sohn Josefs! Wie kann er behaupten: ‚Ich komme vom Himmel‘?« 47 Amen, ich versichere euch: Wer sich an mich hält, hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot, das Leben schenkt. 49 Eure Vorfahren aßen das Manna in der Wüste und sind trotzdem gestorben. 50 Hier aber ist das Brot, das vom Himmel herabkommt, damit, wer davon isst, nicht stirbt. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit die Menschen zum Leben gelangen können.« 52 Das löste unter den Zuhörern einen heftigen Streit aus. »Wie kann dieser Mensch uns seinen Leib, sein Fleisch, zu essen geben?«, fragten sie. 53 Jesus sagte zu ihnen: »Amen, ich versichere euch: Ihr habt keinen Anteil am Leben, wenn ihr das Fleisch des Menschensohns nicht esst und sein Blut nicht trinkt. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn am letzten Tag vom Tod erwecken. 55 Denn mein Fleisch ist die wahre Nahrung, und mein Blut ist der wahre Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt mit mir verbunden und ich mit ihm. 57 Der Vater, von dem das Leben kommt, hat mich gesandt, und ich lebe durch ihn. Genauso wird jeder, der mich isst, durch mich leben. 58 Das also ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es ist etwas ganz anderes als das Brot, das eure Vorfahren gegessen haben. Sie sind gestorben, wer aber dieses Brot isst, wird ewig leben.« 59 Dies sagte Jesus in der Synagoge von Kafarnaum, so lehrte er dort die Menschen. 60 Als sie das hörten, sagten viele, die sich Jesus angeschlossen hatten: »Was er da redet, geht zu weit! So etwas kann man nicht mit anhören!« 61 Jesus wusste schon von sich aus, dass sie murrten, und sagte zu ihnen: »Daran nehmt ihr Anstoß? 62 Wartet doch, bis ihr den Menschensohn dorthin zurückkehren seht, wo er vorher war! 63 Gottes Geist allein macht lebendig; alle menschlichen Möglichkeiten richten nichts aus. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind von diesem Geist erfüllt und bringen das Leben.

Jesus sagt nicht: Esst die Oblate, sondern: esst mein Fleisch und trinkt mein Blut.

Wie ist das zu verstehen? Allein der Gedanke löst bei vielen Menschen schon abwehrende Reaktionen hervor: Das ist entsetzlich, eklig, furchtbar oder Schlimmeres, denken manche Menschen. So wurde auch schon den ersten Christen vorgeworfen, sie würden sich zu einer kannibalischen Feier treffen. Natürlich traf das nicht zu und wir tun es auch nicht: Wir essen Brot und trinken Wein oder Traubensaft. Das halten wir erst einmal so fest. Gleich kommen wir wieder darauf zurück.

Die entscheidende Frage, die Jesus hier stellt, heißt: Glaubst du, dass ich von Gott komme und zu Gott zurückkehre, bzw. zurückgekehrt bin?

Die Menschen damals zweifelten: Wir kennen doch seinen Vater und seine Mutter, wie kann er das sagen. Auch heute gibt es viele Meinungen über Jesus: Hat er überhaupt gelebt? Er war ein guter, vorbildlicher Mensch, aber nicht mehr. Er hatte besondere göttliche Begabungen, aber Auferstehung ist nur symbolisch gemeint.  Aber genau auf diese letzte Frage kommt es an. Wenn Jesus nur ein Mensch war, dann ist unser Glaube nur eine nette Beschäftigung mit einem netten Menschen aus vergangener Zeit und eigentlich überflüssig; dann kann dieser Jesus uns in keinem Fall mit Gott verbinden und in die Ewigkeit bringen.  Wenn Jesus aber Gott war, von ihm kommt und zu ihm zurückgekehrt ist, dann haben wir es heute nicht mit einer vergangenen Person zu tun, sondern mit dem auferstandenen, gegenwärtigen Jesus, der lebt und unter uns ist.

Nun kommen wir darauf zurück, dass Jesus sagt: „Esst mein Fleisch und trinkt mein Blut“!

Fleisch und Blut bedeuten das ganze Wesen mit Leib, Geist und Seele. Nach jüdischem Verständnis war die Seele im Blut.  Wenn Jesus sagt, esst mich, dann meint er nicht: Esst meinen menschlichen Körper. Er sagt ja selbst: Wer etwas Vergängliches isst wie zum Beispiel das Manna, der muss anschließend trotzdem sterben. Sondern er meint: Nehmt mich in euch auf, mein göttliches, ewiges Wesen. In Vers 51 sagt er:Ich bin vom Himmel gekommen“. Damit ist nicht der menschliche Körper gemeint, sondern der Ewige. Und in Vers 62: „Dahin werde ich zurückkehren“. Es ist nicht der menschliche Körper, sondern der Ewige. Und in Vers 63: „Gottes Geist allein macht lebendig“.  Nichts Menschliches macht lebendig, sondern das Ewige, das von Gott kommt. Jesus redet hier von sich als dem Ewigen, der eins ist mit Gott. Bevor er kam, war er nicht vergänglich. Während seines Lebens auf der Erde war sein göttliches Wesen nicht vergänglich. Und jetzt ist er auch nicht vergänglich. Er ist der, der war, der ist und der kommen wird, der ewig ist.
Wenn es nun beim Abendmahl heißt:
„Das ist mein Leib, mein Blut“, dann meint Jesus nicht, dass die Oblate oder das Brot zu seinem menschlichen Körper wird und der Wein oder Traubensaft zu seinem menschlichen Blut, sondern er sagt zu: In Verbindung mit dieser Feier will ich als der Ewige zu euch kommen, könnt ihr mich, die Ewigkeit Gottes in euch aufnehmen.  Das Abendmahl ist auch nicht nur um ein Symbol, das uns hilft, uns an Jesus zu erinnern, sondern der Auferstandene kommt zur dir.
Beim Abendmahl ist nicht das wichtig, was wir tun, z. B. essen und trinken, zusammenstehen, unsere Gefühle, etc., sondern wichtig ist das, was Jesus tut. Er verbindet sich mit uns. Er tut es, damit keiner, den Gott ihm zugeführt hat, verloren geht.

Und das ist es, was wir brauchen für unser Leben, Sterben und für die Ewigkeit.

Unsere Wanderung durch das Leben ist oft sehr mühsam. Wo bekommen wir wirklich Mut, um die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und zu bewältigen? Alles Menschliche gibt uns nur vorübergehend Kraft, aber, was Jesus uns gibt, ist eine dauerhafte Kraftquelle. Wer kann uns durch den Tod in die Ewigkeit Gottes bringen? Das kann nur Jesus, der Auferstandene. Was gibt uns die Gewissheit, dass wir an einer Stelle wirklich geliebt und gehalten werden? Alles Menschliche ist sehr zerbrechlich, aber Jesus bleibt immer derselbe und in seiner Haltung zu uns immer gleich. Was gibt uns Kraft, um am Glauben festzuhalten trotz aller Widerstände und Zweifel? Das ist Jesus, der mit seiner Kraft in uns wirkt und uns festhält. Was kann uns als so verschiedene und unvollkommene Menschen zu einer echten, von Gott geschaffenen Gemeinschaft zusammenschließen? Das kann nur der Geist Gottes. Es gibt nichts Menschliches, was uns so mit der Ewigkeit verbinden kann, dass wir schon hier im Leben die Kraft Gottes spüren, nicht unsere guten Werke, unsere frommen Gefühle oder eine kirchliche Feier. Das kann alles nur der auferstandene Christus, und er will es. Deshalb sagt Jesus: Wenn ihr mich nicht in euch aufnehmt, werdet ihr verloren gehen. Wer mich aber aufnimmt, dem gebe ich das ewige Leben, die Ewigkeit Gottes mitten im Leben. Der auferstandene Christus will für uns da sein, uns helfen und dienen. Die Zusagen, dass Jesus das alles für uns tut, die haben wir in der Bibel. Im Gebet können wir seine Nähe erfahren. Aber im Abendmahl verbindet sich der Auferstandene mit uns. So wie Brot und die Frucht der Traube sich mit unserem Körper verbinden, eins werden, so wird der Auferstandene eins mit uns im Abendmahl.

Was muss ich nun tun? Ganz einfach: Ihm glauben,

dass ER lebt als der Auferstandene, zurückgekehrt ist zu Gott, sich mit mir verbinden will, in mir wieder Mensch werden will, ein unglaubliches Geschenk; dass er mir dienen, helfen will, hier im Leben und dass ich dann einmal in seine Ewigkeit komme.

Glauben heißt: es dem Auferstandenen erlauben, sich mit mir zu verbinden, ihn ufzunehmen.

Predigt zu Johannes 6, 30-63
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