Predigt zu Markus 10, 13-16 am 20. Sonntag nach Trinitatis

Glauben wie ein Kind! Nicht der Kinderglaube muss durch einen Erwachsenenglauben überwunden werden,
sondern der Kinderglaube ist die höchste Stufe des Glaubens.

13 Einige Leute wollten ihre Kinder zu Jesus bringen, damit er sie berühre; aber seine Jünger fuhren sie an und wollten sie wegschicken. 14 Als Jesus es bemerkte, wurde er zornig und sagte zu den Jüngern: »Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen. 15 Ich versichere euch: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt wie ein Kind, wird niemals hineinkommen.« 16 Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.

Es ist eine bekannte Erfahrung, dass Kinder viel leichter anderen Menschen Vertrauen schenken als Erwachsene.

Sie springen von einem Tisch oder einer Mauer im Vertrauen, dass sie von einem vertrauten Erwachsenen aufgefangen werden; sie schließen schnell Freundschaften und lassen sich auch schnell von Freundlichkeiten beeindrucken. Manchmal vertrauen sie zu leicht und wir warnen sie, nicht jedem zu vertrauen. Sie haben das Böse ja noch nicht so erlebt wie wir.
Doch dann kommen negative Erfahrungen, Enttäuschungen und es wird schwerer zu vertrauen. Je älter wir werden, desto schwerer wird es. Für ältere Menschen ist es nicht leicht, sich auf neue Freundschaften einzulassen. Zu stark sind die schlechten Erfahrungen und die Skepsis. Die Enttäuschungen hindern uns daran, immer wieder neu zu vertrauen.
Deshalb fällt es Kindern oder Jugendlichen oft auch leichter, sich ganz auf Jesus einzulassen und ihm zu vertrauen.

Die Entscheidung, ob jemand an Jesus glaubt oder nicht, fällt meistens im Kindes-oder Jugendalter.

Sie vertrauen Gott leichter und merken dann, dass es sich lohnt, zu vertrauen. Je älter ein Mensch wird, desto skeptischer und vorsichtiger wird er auch Gott gegenüber, wenn es darum geht, sich ganz neu auf ein Vertrauen zu ihm einzulassen: Warum sollte ich es riskieren? Lohnt es sich? Da ist doch sicher auch nicht wirklich etwas Neues dran.
Andere Menschen haben einmal Gott vertraut, aber fühlen sich auch von Gott enttäuscht: Gebete wurden nicht erfüllt, in Notsituationen haben sie keine Hilfe erfahren, keine Antwort bekommen und Gott hat ihnen keine Lösung ihrer Probleme geschenkt.

Ich will Ihnen etwas von meiner eigenen Vertrauens-Erfahrung mit Gott erzählen:

Vor vielen Jahren habe ich über einen längeren Zeitraum eine sehr schwere Zeit erlebt.

Ich habe gebetet: Gott hilf mir! Warum tust du nichts! Warum lässt du das zu? Warum ich? Was habe ich getan? Kennen Sie solche Erfahrungen? Aber Gott hat nichts getan, nicht geantwortet. Es wurde immer schlimmer. Dann habe ich gebetet: Gott ich bin bereit, für dich auch Schweres zu ertragen, aber sag mir, wohin das führt. Was hat das für einen Sinn? Zeige mir deinen Plan für mein Leben und ich gehe ihn. Ich habe eine Antwort bekommen, aber anders als ich es mir gedacht hatte. Die Antwort lautete: Du bekommst keinen Plan von mir. Ich zeige dir nicht, wohin der Weg führt. Ich sage dir auch nicht, welchen Sinn das Ganze hat, denn du sollst nicht dem Plan vertrauen, den ich mit dir vorhabe, sondern du sollst mir vertrauen, einfach so blind vertrauen. Das war schwer zu akzeptieren, denn ich wollte den Sinn erkennen, das Ziel wissen, selber alles im Griff behalten.

Später habe ich dann entdeckt, wie schön es ist, Jesus einfach zu vertrauen wie ein Kind.

Mit dem kindlichen Vertrauen zu Jesus wird die Last leichter. Das Problem ist das Gleiche, aber ich kann alles in Gottes Hand legen und ich kann gelassener werden. Ich brauche nicht mehr so viel Angst zu haben vor dem, was alles in Zukunft passieren kann, denn ich weiß, dass er bei mir ist und ich in seiner Hand bin. Ich bekomme einen größeren inneren Abstand zu den Problemen und erhalte die Kraft, die Herausforderungen anders und besser zu bewältigen. Das gelingt nicht immer. Das ist ein Lernprozess, immer wieder wie auch bei den Jüngern.

Manche Menschen meinen, dass der einfache Kinderglaube nicht ausreicht.

Sie sind wie die Jünger, die die Kinder von Jesus fernhalten wollen. Sie denken, man benötigt noch zusätzliche Erkenntnisse und Erfahrungen, um ganz zu Jesus zu kommen, der Kinderglaube müsse überwunden und zu einem Erwachsenenglauben werden. Ich habe gelernt und sehe das bei Jesus, dass wir den Erwachsenenglauben überwinden und wieder zum Kinderglauben finden müssen. Der Kinderglaube ist keine Vorstufe des Erwachsenenglaubens, sondern ist die höchste Stufe des Glaubens, weil er ganz einfach und blind Jesus vertraut. Der Erwachsenenglaube will Erkenntnisse und meint, dadurch Gott näher zu kommen, der Kinderglaube lebt vom kindlichen Glauben in die Liebe und Fürsorge des himmlischen Vaters.

Wie kann man das kindliche Vertrauen in Jesus lernen? Ich will heute nur zwei kleine Schritte nennen: 

Als erstes musst du grundsätzlich entscheiden:

Ich will! Ich will ihm vertrauen und das jeden Tag neu, in jeder neuen Situation deines alltäglichen Lebens. Wenn du nicht weiter weißt oder unüberwindliche Probleme auftauchen, vertraue ihm. Gib dein Leben immer wieder neu in seine Hand wie das Kind, das von der Mauer springt. Jesus fängt dich auf und hält dich.

Zum zweiten, wenn du merkst, da will Gott etwas, was du tun sollst, dann tue es!

Wenn du zum Beispiel merkst, Gott will, dass du jemand vergibst, der dich verletzt hat, dann tue es! Wenn er will, dass du freundlich mit jemand umgehen sollst, dann tue es, auch wenn dir nicht danach zumute ist. Wenn du spürst, dass du etwas von deinem Geld abgeben sollst oder in der Bibel lesen sollst, dann tue es! Vielleicht kommt dir das komisch vor, weil dir dein Ego oder deine bisherigen Erfahrungen etwas sagen, warum sollte ich es tun, mich auf so ein Risiko einlassen.

Nur wenn du es wagst, Jesus so konkret zu vertrauen, wirst du erfahren, ob es sich lohnt, ob es dein Leben wirklich bereichert. Du kannst das Risiko scheuen, aber dann erfährst du nie, dass es sich bei Jesus lohnt, ihm einfach so wie ein Kind zu vertrauen.

Predigt zu Markus 10, 13-16
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