Predigt zu Offenbarung 2, 8-11
am Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr
(Volkstrauertag)
8 Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: 9 Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Versammlung des Satans. 10 Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. 11 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.
In dem Buch der Offenbarung gibt es in Kapitel 2 und 3 sieben Briefe an Gemeinden,
die ganz unterschiedlich dargestellt werden. Inn unserem Abschnitt geht es um einen Brief an die Gemeinde in Smyrna, dem heutigen Izmir in der Türkei. Damals war es eine Hochburg des Christentums, aber die Situation war für die Christen gerade sehr schwer: Sie wurden bedroht. Andere wollten ihnen Schaden zufügen. Sie standen plötzlich in der Auseinandersetzung zwischen dem guten Glauben und dem Bösen, das ihnen begegnete. Sie wurden verleumdet, falsch beschuldigt, angeklagt und einige mussten dafür ins Gefängnis oder wurden sogar getötet. Die Gefahr bestand, dass einige vom Glauben abfallen oder lau werden.
Sei treu, steh treu zu dem guten Glauben, auch wenn du das mit dem Leben bezahlen musst. Hab Courage, bleib standhaft und sei kein Opportunist, der sein Fähnlein nach dem Wind hängt. So kann man die Botschaft des Briefes an die Gemeinde in Smyrna zusammenfassen.
Gibt es diese Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse auch heute noch bei uns?
Am Volkstrauertag schauen wir zurück auf böse und schlimme Zeiten,
insbesondere auf die Zeit des Naziregimes mit allem Unheil und mit unvorstellbar bösem Handeln und auf die Kriegszeit mit vielen schrecklichen Ereignissen, Millionen von Toten und viele andere Einzelschicksale. Manche kennen das noch aus eigener Erfahrung und andere kennen es aus Filmen und Büchern. Wir hatten gedacht, die schreckliche Zeit sei vorbei, aber die vielen unnötigen Kriege in der Welt und nun auch in Europa erinnern uns daran, dass das Böse nicht weg ist, sondern sein schreckliches Gesicht immer wieder zeigt. Neben diesen großen und bösen Ereignissen geht fast völlig unter, dass auch heute in vielen Ländern Christen wegen ihres Glaubens an Jesus verfolgt, gefoltert, gefangengenommen und getötet werden.
Das sind die schlimmen und bekannten Auswüchse des Bösen, aber das Böse beginnt nicht erst bei Folterung, Mord oder Kriegen, sondern auch die großen bösartigen Ereignisse der Welt beginnen mit ersten kleinen Schritten in alltäglichen Leben.
Solche ersten Schritte können sein:
respektloser Umgang im Miteinander, die Würde des anderen nicht achten und schützen, Tratsch und schlecht reden und andere verleumden, kleine Diebstähle oder blinde Zerstörung, Menschen zusammen schlagen, Erpressung unter Kindern, sich selbst in den Mittelpunkt stellen, um geehrt zu werden, ungerecht einige bevorzugen und andere benachteiligen, Neid, Missgunst, Habgier und vieles anderes. Ihnen fällt bestimmt noch einiges dazu ein.
Auch wir stehen jeden Tag in dieser Auseinandersetzung zwischen dem Guten und dem Bösen. Ob wir das wollen oder nicht, wir können keine Zuschauer sein.
Um diese Frage, wer gewinnt in dieser Auseinandersetzung, dreht sich die ganze Bibel.
Es beginnt schon mit der Schöpfungsgeschichte, die deutlich macht, dass Gott nur Gutes tut und schafft und das Böse besiegen kann. Aber das Böse ist in der Welt, und die Bibel fordert die Menschen immer wieder auf, treu auf der Seite Gottes und des Guten zu stehen. Doch das Böse scheint für die Menschen zu stark zu sein, und so fallen sie immer wieder von Gott ab, stellen sich auf die Seite des Bösen und tun Böses. In Jesus handelt Gott selbst und bringt das Gute in die Welt. Mit der Kraft des Heiligen Geistes sollen die Nachfolger Jesu, die Christen, das Gute Gottes in die Welt bringen. Die Offenbarung beschreibt dann, dass am Ende Gott siegen und das Böse beseitigen wird, so dass es nur noch das Gute Gottes gibt, und alle, die Jesus treu nachgefolgt sind, werden das Gute Gottes in aller Vollkommenheit in Gottes Ewigkeit erleben.
Als Christen sind wir gefordert, in der Nachfolge Jesu auf der Seite Gottes zu stehen und uns besinnen auf die Orientierung, die Gott uns gibt, und das auch tun.
Aber woran orientieren wir uns?
Es scheint in unserer Zeit oft so, als wäre es egal, woran man sich orientiert.
„Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“, egal ob man Nachbarn hilft oder nicht, ob man schlecht redet oder nicht, ob wir uns mit Gottes Wort beschäftigen oder nicht, wie man mit anderen umgeht, ob man höflich ist oder nicht, ob man Würde und Besitz des anderen respektiert oder nicht.
Aber es ist nicht egal,
denn das, was wir tun, ist immer ein Schritt, wenn auch nur ein kleiner, auf dem Weg Gottes oder auf dem Weg zum Bösen, der Treue zu Gott oder von ihm abzuweichen. Wenn wir das Gute Gottes, den umfassenden Frieden wollen, müssen wir den ersten Schritt auf dem Weg Gottes, die Jesus uns gezeigt hat, tun. Treu zu Gott stehen, ein treuer Nachfolger Jesu Christi sein, und sich durch nichts davon abbringen lassen, darum geht es. Verhalten wir uns auch dann noch so, wie es sich für unseren Glauben gehört, wenn wir dadurch weniger angesehen sind; wenn wir deswegen mit Personen Probleme bekommen, die wir gut und lange kennen oder wenn es für uns materielle Nachteile bringt, oder geben wir dann ein bisschen dem Bösen nach, weil es uns einen Vorteil bringt?
Wie ist das, wenn wir nur beobachten, wie das Böse sich zeigt, aber es andere trifft,
wenn gegen Synagogen und Kirchen vorgegangen wird; wenn durch Verleumdung und Intrigen Unfrieden gestiftet wird; wenn Menschen angepöbelt oder gar geschlagen werden oder wenn Menschen sich anderen gegenüber respektlos und verletzend verhalten? Schauen wir dann weg nach dem Motto „Das geht mich nichts an, dazu kann ich nichts sagen, ich weiß ja nicht, was passiert ist. Besser man hält sich raus“, oder zeigen wir dann, wo wir als standhafte Christen stehen und haben die vielbeschworene Zivilcourage?
Ich weiß, dass das manchmal nicht einfach ist, aber mit Gottes Kraft werden wir dazu in der Lage sein, uns dann auf die Seite des Guten, auf die Seite Gottes zu stellen.
Das werden wir auch nur dann immer mehr können, wenn für uns auch das gilt, was hier über die Gemeinde gesagt wird: Es kann sein, dass ihr arm seid, es kann sein, dass ihr unterdrückt und benachteiligt werdet, weil ihr zu mir steht, aber ihr seid reich, reich im Glauben, reich in der guten Orientierung, reich an Halt und Trost von Gott, reich an Weisheit.
Gehören wir zu denen, die aus der Fülle dessen, was Gott uns gibt, immer schöpfen können,
oder sind wir in allen möglichen Dingen reich, reich an Wissen, an materiellen Werten, reich an Beziehungen, an Versicherungen und anderen Dingen, aber arm in unserer Beziehung zu Gott?
Liegt der Mangel an Zivilcourage in unserer Zeit vielleicht auch daran,
dass wir vergessen haben, dass es nicht egal ist, ob wir treu zu Gott stehen oder nicht, sondern dass es wichtig ist, hier in unserem Leben, für den Frieden und für die Ewigkeit?
Wir erinnern uns heute an all das Schreckliche, was passiert ist in unserem Land, an Menschen, die wir kennen und in anderen Ländern. Wir haben Angst davor, dass so etwas wieder passieren könnte, und zu Recht, denn das Böse ist nicht aus der Welt verbannt. Und wir wissen, dass beides im Kleinen beginnt, der Schritt zum Guten, zum Frieden und Heil, und der Schritt zum Bösen.
damit wir hier für Frieden und Gerechtigkeit leben und am Ende Anteil haben am Sieg Gottes und in der Ewigkeit, die „Goldmedaille“ gewinnen, dann gibt es nur eins: die Kehrtwendung zu Gott,
dass wir reich werden an Gott, uns immer an Gottes Wort orientieren, treu zu ihm stehen und so standfeste, couragierte Christen werden.

