Predigt zu Philipper 2, 5-11 am Sonntag Palmarum

Was kann mich motivieren, Jesus zu glauben, mein Leben ihm anzuvertrauen?

5 (Paulus schreibt:) Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat: 6 Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. 7 Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. 8 Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. 10 Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen – alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde; 11 alle müssen feierlich bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Und so wird Gott, der Vater, geehrt.

Bei allem, was Sie von Jesus gehört haben, vertrauen Sie ihm?  

Vertrauen Sie Jesus so sehr, dass Sie ihm Ihr Leben anvertrauen und sagen: Herr, weil du es bist, gebe ich mein Leben in deine Hand. Ich vertraue dir, dass dein Wille für mich ist gut, besser als meine Pläne, auch wenn ich deine Wege nicht verstehe; dass du mich mit der Ewigkeit, mit Gott verbindest, jetzt und nach dem Tod; dass alles, was du sagst, die Wahrheit ist. Darauf will ich bauen. Nicht so ein bisschen vertrauen wie bei einem Bekannten, wo Sie sagen „bis hierher und nicht weiter“, sondern ganz und gar und ohne Einschränkung.

Aber ehrlich: Vertrauen ist nicht so einfach!

Als Kind wird einem beigebracht, dass man nicht jedem vertrauen darf, und das zu Recht. Und wie oft machen wir im Laufe des Lebens schlechte Erfahrungen. Wir hören viel, uns wird viel versprochen, und oft werden wir belogen, enttäuscht und verletzt. Dann kann die Seele sich verhärten, immer weniger lässt man andere nah an seine Seele heran und je älter man wird, desto vorsichtiger wird man, zieht eine Grenze „bis hierher und nicht weiter“. Manchmal fühlen wir uns vielleicht auch von Gott enttäuscht, weil wir Hilfe erwartet haben, die wir nicht bekommen haben, z. B. bei einem persönlichem Leid oder bei Menschen, die uns nahe stehen, bei Katastrophen, oder wenn unsere Pläne und Wünsche sich einfach nicht erfüllen. Dann fragen wir, wie kann Gott das zulassen, wo ist er, liebt er uns noch? Wir sind dann enttäuscht, weil wir etwas von Gott erwartet haben, was er uns nicht versprochen hat. Alle diese Erfahrungen behindern unser Vertrauen in Jesus und der Zweifel beginnt.

Das Problem ist: Wir müssen im Leben vertrauen und tun es. Ohne Vertrauen geht es nicht.

Wenn Sie krank sind und eine Operation Ihnen helfen kann, müssen Sie dem Arzt vertrauen, ihr Leben in die Hand des Arztes geben. Wenn Sie es nicht tun, bleiben Sie krank oder sterben, aber vielleicht sterben Sie auch durch den Arzt. Wenn ich mein Auto in die Werkstatt zum Reifenwechsel bringe, muss ich den Mechanikern vertrauen, und dabei geht es um mein Leben. Was ist, wenn sie die Reifen nicht richtig montieren? Wenn ich in ein Flugzeug steige, Lebensmittel kaufe, in einen Vergnügungspark gehe, usw., immer muss ich vertrauen.

So haben wir immer die Wahl, ob wir vertrauen und das erreichen, was wir haben wollen, oder ob wir nicht vertrauen und es nicht bekommen.

Ich kann auch sagen: ich vertraue niemand und dann bekomme ich auch keine Hilfe und erhalte auch sonst nicht, was ich gerne hätte. Und besonders deutlich wird es, wenn es um die Liebe geht.
Mit den Konfirmanden habe ich oft darüber gesprochen, dass in den Jahren ihres Alters grundlegende Entscheidungen über den Lebensweg fallen, und immer stellt sich die Frage, wem oder was will ich für mein Leben vertrauen? Wenn es um meinen Halt geht, eine gute Orientierung, ein sinnvolles und erfülltes Leben, ums Sterben, usw., brauche ich dafür eine Antwort. Auf wen oder was vertraue ich, wenn es um die Zukunft meines Lebens geht: Geld, Bildung, Freunde, meine Kraft und Klugheit, oder … –  Oder Jesus? Jeder vertraut einem Weg und das heißt: Jeder glaubt!

Was kann mich nun motivieren, Jesus zu glauben, mein Leben ihm anzuvertrauen?

Wir haben für den Sonntag zwei sehr unterschiedliche Geschichten: Der bejubelte Jesus beim Einzug in Jerusalem (das Evangelium des Sonntags in Johannes 12, 12-19) und der erniedrigte Jesus bis zum Kreuz, wie Paulus ihn in unserem Abschnitt darstellt. Normalerweise vertrauen wir eher denen, die oben stehen, weil sie anscheinend die Macht haben, Probleme zu bewältigen und Erfolg zu haben. Aber die Frage ist: Setzen sie sich für mich ein? Lieben sie mich so sehr, dass sie ihre Möglichkeiten für mich nutzen?

Was soll man aber von einem Jesus halten, der ohnmächtig und schwach wird. Kann der uns wirklich helfen?

Jesus Christus hatte alles: von Ewigkeit gelebt, eins in der vollkommenen Liebe mit dem himmlischen Vater, die ewige Vollkommenheit in allem. Und er gibt seine Göttlichkeit auf und damit alles, was er hatte. Alles, was wir uns ersehnen können an Friede, an Liebe, an Freude, usw., das hat er gehabt bei Gott, und noch viel mehr als wir uns vorstellen können.

Er gibt es auf. Christus verzichtet auf alle Vorrechte, auf alles, was er bei Gott gehabt hat, und wird Mensch, ein Mensch wie wir,

inklusive aller Verletzlichkeit und der Möglichkeit, Leiden und Enttäuschungen ertragen zu müssen. Das tut er nicht als göttliches Wesen wie auf einem Spaziergang, der ein bisschen ungemütlich ist, aber man kommt bald wieder nach Hause. Sondern er erleidet es wie ein Mensch mit Anfechtung, Angst, Schmerzen und Schwäche.

Der Weg Christi geht weiter: Er opfert nicht nur seine Gottheit, er opfert auch noch sein menschliches Leben.

Der Ewige unterwirft sich der Vergänglichkeit und den vergänglichen Herren dieser Welt. Er unterwirft sich freiwillig der Ungerechtigkeit, der Sünde, lässt sich verspotten, quälen, demütigen. Und dann hängt der Ewige am Kreuz, in völliger Selbstaufgabe und liebt seinen Vater, seine Jünger und die, die ihn kreuzigen. Und das alles freiwillig – aus Liebe. Weihnachten beginnt sein Abstieg in das Chaos der Welt, in das Unheil unseres Lebens. Und er endet am Kreuz in der vollkommenen Erniedrigung Gottes.

Dazu treibt ihn ein unbändiges Anliegen: Er will für Gott Gottes verlorene Kinder zurückgewinnen.  

In einem Lied heißt es: „Nichts, nichts hat ihn getrieben zu mir vom Himmelszelt, als das geliebte Lieben, …“. Gott weiß, dass wir ohne ihn verloren sind: verloren im Leben und für die Ewigkeit. Aber er sehnt sich nach uns. Er will eins werden mit uns, hier im Leben und in Ewigkeit. Deshalb ist Christus hinabgestiegen, in die Welt gekommen. Christus verzichtet freiwillig auf alles aus Liebe zum Vater und aus Liebe zu mir.

Was hier geschieht, dafür gibt es keine menschlichen Vergleichspunkte,

weder für das, was geschieht, Gottes Erniedrigung, noch für die Motivation, die unverständliche, grenzenlose und bedingungslose Liebe, die es auf der Erde nicht gibt, die himmlisch ist, göttlich. Lesen sie dazu einmal den Abschnitt aus 1. Kor. 13 und setzen Sie für das Wort „Liebe“ „Jesus“ ein. Er ist die vollkommene Liebe – auch zu mir.
Wenn ich das im Glauben erkenne, dann kann ich nur staunend und kopfschüttelnd davor stehen und mich freuen und mich da hineinfallen lassen. Und nun sagt Paulus: Derselbe Christus, der das alles aus Liebe zu uns und zum Vater getan hat, der ist Herr der Welt, des Himmels und der Erde. Er ist Herr über alle Herren.
Die Frage ist: Glauben Sie ihm, dass er Sie liebt, Sie an jedem Tag und in jeder Situation ihres Lebens begleitet und am Ende in die Ewigkeit bringt.

Wenn Sie das glauben, müssen Sie sich dann nicht wundern, dass Sie ihm so wenig vertrauen und immer wieder zaudern, zögern und zweifeln?

Wem sonst wollen Sie vertrauen, wenn es um ihr Leben und um die Ewigkeit geht? Wir Menschen halten uns für klug. Wir denken: ich weiß, was gut ist für mein Leben, wie alles verlaufen muss, was richtig ist. Wir sind stolz auf unsere beschränkte Klugheit, dass wir dafür auf Gott und auf die Ewigkeit verzichten. Denn Jesus tut nicht das, was wir wollen, was wir für gut und richtig halten, sondern er will, dass wir das tun, was er will, was er für gut und richtig hält, weil es gut für uns ist. „Ändert euer Leben und folgt mir nach!“ Dann wirst du Gottes Liebe erfahren, seine Führung, dich geborgen wissen und in die Ewigkeit kommen.

Darum sagt Paulus: Lebt in der Gesinnung Jesu! Folge ihm nach! Tu seinen Willen,

indem  du dein ganzes Leben Gott zur Verfügung stellst, es hingibst für Gott und für die Menschen, du aus Liebe zu Gott und Menschen sagst: Gott, ich will das tun, was du willst, sonst nichts. Auch der Weg für uns Christen ist kein Spaziergang, kein gemütliches Leben, aber er ist wahr und gut, und er führt zum Ziel, mit Christus ins ewige Leben.

Gibt es einen Grund, Jesus nicht zu vertrauen?
Predigt zu Philipper 2, 5-11
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