Predigt zu Philipper 4, 4-7 am 4. Advent

4 Freut euch immerzu, mit der Freude, die vom Herrn kommt! Und noch einmal sage ich: Freut euch! 5 Alle in eurer Umgebung sollen zu spüren bekommen, wie freundlich und gütig ihr seid. Der Herr kommt bald! 6 Macht euch keine Sorgen, sondern wendet euch in jeder Lage an Gott und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das, was er euch geschenkt hat. 7 Dann wird der Frieden Gottes, der alles menschliche Begreifen weit übersteigt, euer Denken und Wollen im Guten bewahren, geborgen in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.

Haben Sie sich heute schon gefreut;

waren Sie sorglos;  waren Sie von Herzen freundlich und gütig; waren Sie mit sich und der Welt in Frieden? Für Nachtmenschen und Spätaufsteher ist das morgens schwer, während die Frühaufsteher eher abends damit ihre Schwierigkeiten haben. Deshalb müsste ich mit Paulus fragen: Haben Sie sich schon die ganze Woche gefreut, sorglos gelebt, waren freundlich und gütig und haben in Frieden gelebt?
Aber Paulus fragt nicht, sondern er bittet, fordert auf, befiehlt: Freut euch, sorget nicht, seid freundlich und gütig.
Das ist auch schön, wenn man das kann. Wer möchte das nicht! Aber geht das so einfach?

Jemand sagte einmal: Diese vier Dinge sind die Seelenstärken für eine innere Zufriedenheit und sie wächst aus der Gewissheit, dass Jesus Christus uns nahe ist.

Schauen wir uns die vier Seelenstärken einmal genauer an, wie es damit steht:

  1. Freuet euch!

Können Sie sich auf Befehl freuen? Ja, freuen kann man sich, wenn alles um einen herum gut ist: auf einer schönen Feier, mit witzigen Menschen, wenn alles gut läuft in Beruf, Familie, Gesundheit, etc. Aber was ist, wenn es nicht so gut läuft? Dann kann man sich gar nicht freuen, worüber auch. Dann nerven fröhliche und witzige Menschen eher. Ob wir uns freuen oder nicht, hängt davon ab, wie die Umstände sind. Deshalb suchen wir ja immer wieder Ereignisse, die uns Freude bereiten, damit der Grund zur Freude größer ist als das, was dagegen spricht.
Genau da setzt Paulus ein und sagt: Ihr müsst nicht mehr suchen und jagen, denn der
 Grund zur Freude ist da. Christus ist da!
Du musst nur begreifen und darauf vertrauen,  
 dass die Tatsache, dass Jesus sich dir zuwendet und dich begleitet, mehr ist als alles andere.
Freude über die Nähe Jesu Christi ist die Summe des Christseins.

  1. Gütig:

Luther hat es mit „Lindigkeit“ übersetzt, was so viel wie „Herzlichkeit“ bedeutet oder Freundlichkeit, die von Herzen kommt. Es meint die Ausstrahlung des Herzen, das voll Liebe ist. Es ist schön, wenn man solchen Menschen begegnet. Man fühlt sich angenommen, ohne Angst, und manchmal bekommt man das auch selber hin.
Aber dann passiert es: An der Kasse drängelt jemand und ich habe doch keine Zeit; da kommen Menschen, die rummeckern und versauen mir die Stimmung; irgendetwas läuft schief, und, und, und. Dann ändert sich die Verfassung des Herzens und statt Liebe ist Ärger da.
Und auch hier ist es das, was von außen kommt, was uns bestimmt.
Paulus würde uns fragen: Was hat für dich mehr Gewicht: das Verhalten von Menschen oder die Freundlichkeit und Güte, das herzlich Erbarmen Jesu Christi?

  1. Sorgen:

Ganze Bücher könnte man darüber schreiben. Es geht dabei nicht darum, dass wir uns um andere kümmern sollen, sondern um die Sorge, weil ich Angst habe. Und die Angst ist ein schlechter Berater, wenn es ums Kümmern geht. Als ich jung war, habe ich ziemlich sorglos gelebt und das war richtig schön, aber je älter ich werde, desto mehr kommen auch die Sorgen, weil ich viel mehr Verantwortung habe als damals und weil ich mehr Erfahrung darin habe, was alles schief laufen kann im Leben.
So mache ich mir Sorgen um mich, meine Frau, meine Kinder, Freunde, die Kirche, einzelne Personen, Gruppen und Aktivitäten, die ganze Entwicklung der Kirche und der Gesellschaft, den Werteverfall, und, und, und.
Sorgen können auffressen. Man versucht, sie zu verdrängen, aber sie kommen wieder. Paulus ruft uns zu: Der Herr ist da! Er ist stärker als alles, was dir Sorgen bereiten kann und er liebt dich! Glaubst du das? Du kannst ihm alles sagen und brauchst dich nicht mehr zu sorgen.

  1. Nicht sorgen

    Es ist so schön, unter Menschen zu leben, wo alles harmonisch ist. Da blüht jeder auf, fühlt sich wohl und geborgen, aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus: Nicht alle Menschen lassen dich in Frieden leben und manchmal hat man selbst Schuld am Unfrieden.

Und in Unfrieden zu leben, ist schwer, das zehrt an den Kräften, ob zu Hause, Beruf, Freunde,  oder Gemeinde. Dann fangen wir an zu kämpfen für unser Recht, unseren Lebensraum, und es wühlt das Herz auf.
Paulus ist der festen Überzeugung: Frieden können wir auch haben im Unfrieden der Welt, denn der Friede, den Gott dir gibt, der kann durch keinen Unfrieden der Welt zerstört werden. Dieser Friede kann dich mehr prägen als jeder Unfriede durch Menschen. Dieser Friede ist höher als alles menschliche Vermögen. Er kommt von Gott. Und Jesus sagt in Johannes 14 „Mein Friede ist nicht von dieser Welt.“ Dieser  kann dich bestimmen, weil Christus nahe ist. Das feiern wir Weihnachten und Weihnachten reden wir nicht vom Frieden, weil die Menschen plötzlich friedlich geworden sind, sondern wie der Friede, der von Gott kommt, in Christus zu uns gekommen ist. So kannst du auch im Unfrieden der Welt Frieden haben und Frieden leben.

Man möchte Paulus entgegenhalten: Du hast gut reden!

Aber Paulus würde antworten:

Ich hätte allen Grund, freudlos zu sein, mich zu sorgen, unfreundlich zu sein und im Unfrieden zu leben, denn ich selbst sitze im Gefängnis, meine Zukunft ist ungewiss, die Wärter sind nicht freundlich, die Gemeinde ist klein und zerbrechlich, und …
Aber es gibt etwas, was mich in allem und zu allen Zeiten stärker bestimmt als diese äußeren Umstände – und das ist die Tatsache, dass Christus, unser Herr, bei mir ist, sehr nahe: In jeder Situation ist er da; er ist immer Herr der Lage, weil er alle Macht hat und er liebt mich, so sehr, dass er sein Leben für mich hingegeben hat. Darauf vertraue ich! Diese Gewissheit prägt und bestimmt mein Leben.
Aus dieser Gewissheit wachsen die christlichen Tugenden und dazu gehören diese 4 Punkte, das ist die Ausstrahlung, die aus dem Glauben an Jesus erwächst.

Es ist ein Zeichen des Misstrauens gegenüber Jesus, wenn wir nicht so leben.

Wenn wir nicht so leben, dann entschuldigen und rechtfertigen wir uns gerne mit den widrigen Umständen, aber das ist unchristlich. So können die sich entschuldigen, die nicht an Jesus glauben. Aber wer glaubt, der hat Christus, seine Nähe mit seiner Macht und seiner Liebe. Dieses Misstrauen ist meine Sünde, bzw. unsere Sünde. Deshalb sind diese Aufforderungen von Paulus keine billigen Aufforderungen, die an die eigenen Kräfte appellieren nach dem Motto: Streng dich an, stell dich nicht so an, gib dir Mühe, sondern es ist die Aufforderung zum Glauben, sich der Nähe Jesu Christi bewusst zu sein und auf Jesus zu vertrauen.
Das soll auch christliche Gemeinde von anderen Vereinen unterscheiden: mehr Freude, mehr herzliches Erbarmen, mehr Sorglosigkeit, mehr Frieden.

Lasst uns im Glauben an Jesus wachsen!

Predigt zu Philipper 4, 4-7
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