Predigt zu Psalm 119, 105
am 20. Sonntag nach Trinitatis
mit Silberner Konfirmation

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal leichte oder auch schwere Krisen durchgemacht?

Eine Krise ist immer eine Umbruchsituation. Etwas zerbricht oder droht zu zerbrechen, privat oder beruflich, Gesundheit, Beziehungen, Gewohnheiten oder materielle Probleme, ob durch eigene Schuld oder durch andere, das ist dann egal. Mir wird in solchen Zeiten immer bewusst, dass das „Alte“ gar nicht so sicher ist, wie man dachte.

Das Wort „Krise“ kommt vom Griechischen „Krisis“ und bedeutet „Entscheidungssituation“.

Eine Krise kann zu Resignation, Depression oder Flucht zum Beispiel in eine Sucht, in Arbeit oder Selbstisolation führen. Sie kann aber auch verstanden werden als Möglichkeit zum Neuaufbau des Lebens, also als eine Chance zu etwas Besserem. Das ist unsere Wahl, auch wenn vielleicht mancher sagt: Ich würde ja gerne neu aufbauen, aber ich habe die Kraft dazu nicht.

In einer solchen Situation befinden wir uns zurzeit in der Gesellschaft.

Erinnern Sie sich noch an die 90er Jahre. Alles musste Spaß machen. Hauptsache Spaß in der Schule, Politik, Kirche und bei der Arbeit. Am Spaßfaktor wurde alles gemessen, egal ob es gut oder schlecht war. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 verging der Spaß schon, aber alles lief noch einigermaßen weiter. Jetzt stolpern wir von einer Krise in die nächste: Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Bildungskrise, Digitalkrise, Klimakrise, Gesundheitskrise, Energiekrise, Wirtschaftskrise und die Bedrohung durch Kriege.

Der Spaß ist uns vergangen. Wir fühlen uns bedroht.

Das Gefühl kannten wir schon gar nicht mehr. Wir dachten, wenn wir zu allen ein bisschen nett sind, dann sind die anderen auch nett zu uns, aber plötzlich ist die Bedrohung da, und zwar in ganz vielen Bereichen. Ein Schock jagte den anderen

Wir sind in einer Umbruchsituation, die Entscheidungen verlangt,

und die Frage ist: Führt das in eine Depression und Resignation oder in einen Neuaufbau? Haben wir noch die Kraft dazu, nicht nur das Alte wiederzubeleben, sondern wirklich etwas Neues aufzubauen? Das ist noch nicht entschieden! Reichen die Werte, die wir haben, als Kraftquelle, wenn die Bedrohung größer wird? Wie schnell sind wir bereit, Werte aufzugeben, oder wie viel sind sie uns wert?

Wie viel Kraft haben wir zum wirklichen Neuaufbau?

Nun zu uns, zu Ihnen: Vielleicht hatten Sie Krisen, vielleicht sind Sie mitten drin, aber wahrscheinlich kommen sie.

Das können leichte Krisen sein wie das erste graue Haar, die Falten im Gesicht, erstes Knacken und Zwicken oder die Midlifecrisis, in der sich häufig entscheidet, ob das Leben in Zukunft nur noch verwaltet wird oder ob es neue Ziele und neue Aufbrüche gibt. Es können aber auch schlimmere Krisen sein wie der Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit, Beziehungskrisen mit dem Ehepartner, mit Kindern oder Eltern oder sogar der Tod eines lieben Menschen. Was uns in einer bestimmten Lebensphase Sicherheit gibt, kann oder wird zerbrechen.

Es kommen im Leben immer Umbruchsituationen, in denen sich entscheidet:

Resignieren wir, werden wir depressiv, leben einfach nur so dahin, oder kommt es zu einem Neuaufbau und Aufbruch mit neuen Zielen, neuer Kraft, Hingabe und Begeisterung?

Wenn es um die Kraft geht, dann brauchen wir etwas, was uns motiviert und innerlich antreibt.

Was haben wir, wofür es sich lohnt zu leben,

was auch dann noch hält, wenn wir durch Krisen gehen und vieles zerbricht oder zu zerbrechen droht? Haben wir etwas, wofür es sich lohnt, zu leiden, Opfer zu bringen, Verzicht zu üben oder sogar zu sterben? Und wie weit geht Ihre Bereitschaft? Das sind auch die Fragen an die Gesellschaft.

An dieser Frage entscheidet sich unsere innere Kraft.

Wenn wir nichts haben, was in Krisenzeiten hält, dann knicken wir bei jeder Bedrohung ein und werden kraftlos. Und welchen Wert hat dann unser Leben? Dietrich Bonhoeffer hat nicht nur für Jesus gelebt, sondern war wegen seines Glaubens an Jesus bereit, ins Gefängnis zu gehen und zu leiden und viele Menschen im Dritten Reich mussten sich diese Frage stellen. Für Jesus selbst war die Frage, ob es ihm so wichtig war, Gottes Willen zu tun, dass er dafür ans Kreuz gegangen ist.

Wofür wir bereit sind zu leben und zu leiden, das ist auch unser höchster Orientierungswert.

es eine Person ist, dann werden wir alles tun, um diese Person zufrieden zu stellen, auch wenn es uns viele Opfer abverlangt. Genauso ist es, wenn Spaß, Geld, Erfolg oder sonst etwas zum Wichtigsten werden. Das, wofür wir bereit sind zu leben und zu leiden, das ist unser Gott.

Wir können noch viel darüber reden, aber die Frage ist: Glauben Sie, dass es etwas Besseres gibt als Jesus, für den es sich lohnt zu leiden und sich daran zu orientieren?

Er gibt uns einen Halt, der uns hält, wenn alles zerbricht, der nicht zerbrechen kann; eine Orientierung, die es besser nicht gibt; eine Hoffnung auch im Sterben, dass wir ewig bei Jesus in seiner Welt sein können. Er ist ein Herr, der aus Liebe gelitten hat für uns, weil es für ihn das Wichtigste war, dass wir zu Gott zurückkommen. Er ist ein Herr, bei dem wir wirklich lernen können, im Sinne Gottes zu leben, nach Gottes Vorstellung unser Leben zu gestalten in Liebe, Verantwortung, Respekt und Würde; der vergibt und bei dem wir lernen können, zu vergeben, bei dem wir immer wieder eine Chance zum Neubeginn bekommen. Bei dem jeder wertvoll ist, egal welche Stellung er in der Gesellschaft hat.

Zu diesem Herrn zu gehören und dass sein guter Wille sich in unserem Leben durchsetzt, dass unser Leben nach seinem Bild neu verändert wird, dafür lohnt es sich, zu leiden und Opfer zu bringen.

Das macht uns innerlich stark und unangreifbar und gibt wirklich eine gute Orientierung für das Leben und für die Gesellschaft. Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen, etwas für Gott zu tun, sein Reich der Liebe zu bauen. Das ist wichtiger und größer als alles andere, wofür wir uns sonst einsetzen können. Das macht uns wertvoll, wenn wir uns von Jesus einbauen lassen in seinen Plan, der Welt zu zeigen, dass wir bei Jesus das Heil finden können.

Kann man da anders, als zu sagen: Ja, das ist mein Herr, zu dem ich gehören will, für den es sich lohnt, zu leben.

An seinem Wort will ich mich orientieren und seinen Willen tun, denn er zeigt mir den richtigen Weg wie das Licht der Laterne auf einem schwierigen Weg. Die Bibel ist mein Hauptlesebuch, weil ich da eine unerschöpfliche Quelle der Kraft und Orientierung habe.

Da liegen die Kraft und Orientierung für den Neuaufbau im Leben und in der Gesellschaft.

Und vielleicht warten Sie mit dem Neuaufbau Ihres Lebens nicht, bis eine schwere Krise Sie dazu zwingt, sondern fangen gleich an, Jesus in die Mitte Ihres Lebens zu stellen.

Predigt zu Psalm 119, 105
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