Predigt zu Psalm 13, 6
am 16. Sonntag nach Trinitatis
mit Jubiläumskonfirmation
„Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“
In meiner Jugendzeit kannte ich einen Mann, der mich tief beeindruckt hat:
Er war blind, Mitte vierzig, bucklig und gehbehindert und wohnte in einem Zimmer bei der Familie seines Bruders. Ich habe ihn nie klagen gehört, sondern er war fröhlich und von einer tiefen Dankbarkeit gegen Gott und Liebe zu Jesus. Sonntags saß er im Gottesdienst und seine Aufgabe hatte er darin gefunden, Predigten und Vorträge zu kopieren, um sie anderen zugänglich zu machen.
Auf der anderen Seite habe ich vor einiger Zeit ein älteres Ehepaar kennen gelernt:
Sie waren beide über 80, hatten schon diamantene Hochzeit gefeiert und waren für ihr Alter noch ziemlich gesund. Sie hatten ein Haus, Familie, Auto und alles, was man so braucht, aber sie waren nur am Klagen, Anklagen, unzufrieden und verbittert.
Zwischen diesen beiden Extremen, auf der einen Seite ein Mensch, der trotz seiner schweren Situation dankbar und zufrieden ist und Gott lobt und dankt, und auf der anderen Seite Menschen, die alles haben und trotzdem unzufrieden und verbittert sind, gibt es wahrscheinlich eine ganze Bandbreite. Wo würden Sie sich einordnen, manchmal vielleicht auch unterschiedlich?
Aber, ich denke, diese beiden Beispiele zeigen: Ob jemand dankbar und zufrieden ist, Gott lobt und dankt oder ob jemand unzufrieden ist, das liegt nicht an den äußeren Umständen, sondern das liegt am Herzen der Menschen.
Wir gehören zu einem Land, in dem die Menschen fast alles haben:
Essen, Trinken, Häuser, ein gutes Gesundheitssystem, soziale Absicherung und vieles mehr. Manches haben wir nicht mehr so viel wie vor ein paar Jahren, und einige haben mehr als andere, aber immer noch viel mehr als die meisten Länder der Erde. „Gott hat wohl an uns getan“ , könnten wir von ganzem Herzen sagen.
Und doch sind die meisten Menschen unzufrieden,
vielleicht sogar unzufriedener als früher oder in ärmeren Ländern der Welt. Es ist noch trauriger: Sie vergessen Gott, danken ihm nicht, sind gleichgültig gegenüber seinem Wort, besuchen die Gottesdienste nicht oder selten, beten nur, wenn sie in Not sind und gehen ihre eigenen Wege, ohne Gott, ohne Jesus.
Wie lange lässt Gott sich das gefallen
diese Gleichgültigkeit, Ablehnung und Spott? Wie lange lässt er sich das von Ihnen, mir, anderen einzelnen Menschen oder einem ganzen Volk gefallen? Wann wird er so zornig, dass er dazwischenschlägt oder uns die Wohltaten entzieht?
Gott lässt es sich gefallen! Er erträgt es, erleidet es, erduldet es, hofft weiter, gibt nicht auf.
Das sehen wir bei Jesus am Kreuz. In der 2. Strophe des Liedes „Jesu, meines Lebens Leben“ heißt es: „Du hast ausgestanden Lästerreden, Spott und Hohn.“ In dem Lied „O Welt, sieh hier dein Leben am Stamm des Kreuzes schweben“, beginnt die 3. Strophe mit der Frage „Wer hat dich so geschlagen, mein Heil, und dich mit Plagen so übel zugericht?“ und in der 4. Strophe wird die Antwort gegeben: „Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer.“ In Jesaja 53, 1 sagt Jesaja über den kommenden Messias: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Wie hart muss das Herz eines Menschen sein,
dass er angesichts dieser Liebe, Geduld, Barmherzigkeit, Gnade nicht in die Knie geht und Gott für alles lobt und dankt. Ist das nicht das Mindeste, was wir tun können: Gott loben und danken? Wer gegen Gott im Herzen hart bleibt und sich vor Gott verschließt, der bleibt ohne Gott, ohne Trost und ohne Hoffnung. Der erfährt Gottes Gnade und Liebe nicht und ist in Ewigkeit verloren.
Schauen Sie auf Ihr eigenes Leben:
Wie viel Gutes hat Gott Ihnen getan und Ihnen geschenkt! Wie ist Ihr eigenes Verhalten? Haben Sie Gott immer gelobt, waren Sie ihm immer treu? Und Gott hat immer an seiner Liebe festgehalten, tut es weiterhin und gibt Ihnen täglich so viel Gutes. Gott sagt: Ich ertrage, erleide, erdulde deine Gleichgültigkeit, deine Untreue, dass du dich abwendest, und ich gebe dich nicht auf und hoffe weiter, dass du dich mir zuwendest. Muss angesichts dieser Liebe das Herz nicht weit und offen werden? Muss da nicht eine Sehnsucht nach Gottes Nähe und seinem Wort entstehen? Muss man da nicht sein Leben hingeben an den liebenden Gott?
Wer in dieses abgrundtief liebende Herz Gottes schaut, das wir in Jesus sehen, der will zu Jesus gehören, sein Wort hören, seine Nähe erfahren und ihm nachfolgen,
denn er entdeckt, dass das das wahre Leben ist, mehr als alles andere, was die Welt bieten kann; der wird dankbar und zufrieden, weil er begreift: Verdient habe ich all die schönen Dinge des Lebens und die Gnade Gottes nicht und einen Anspruch darauf habe ich auch nicht. Wodurch denn auch! Sondern alles, was ich habe, was Gott mir gibt, sind Geschenke Gottes, die wie ein „Rosen-Geschenk“ Gottes Liebe zeigen, denn er sieht hinter all den Gaben Gottes seine Gnade und Liebe; der findet Geborgenheit und Trost in schweren Zeiten, denn alle Gaben sind uns nur leihweise anvertraut. Wir müssen sie zurückgeben. Aber den Halt und die Geborgenheit finden wir bei Jesus. Da können wir uns hinfallen lassen.
Wie viel Menschen können von diesem Trost erzählen,
wie viel Gesangbuchlieder geben davon ein eindrucksvolles Zeugnis. Und wie viel Menschen verzweifeln ohne diesen Trost und sie müssten es nicht, wenn sie von der Hoffnung auf die Ewigkeit, die wir als Christen haben, wüssten. Dieses Leben ist doch nur ein kurzer Vorlauf, aber dann werden wir alles, was wir bei Jesus sehen in aller Vollkommenheit erfahren, bei Gott, mit Jesus in der Ewigkeit, seine Liebe, seinen Trost, die Geborgenheit, die Freude, den Frieden.
Wer das erfährt, der kann dann nicht anders, als Gott zu loben und zu danken für alles, was er getan hat.
Das ist der Unterschied zwischen dem blinden Menschen und dem Ehepaar, von denen ich am Anfang erzählte. Der eine hatte Jesus gefunden und sein Herz war voll davon. Das Ehepaar kannte ihn nur vom Hörensagen und mit ihrem Herzen waren sie nur bei sich, aber für Gottes Liebe blieben sie verschlossen.
Öffnen Sie ganz neu Ihr Herz für Jesus, lassen Sie sich davon anfüllen
und dann werden Sie es erfahren. Es ist mein Wunsch, dass Sie dann täglich von ganzem Herzen sagen: „Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“