Predigt zu Psalm 8, 1 am 15. Sonntag nach Trinitatis

„Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name.“

Wann sind Sie das letzte Mal so richtig ins Staunen gekommen, so dass es Ihnen die Sprache verschlagen hat. Erinnern Sie sich daran?

Ich erinnere mich an ein Erlebnis, als ich im Süden Südamerikas vor einem gewaltigen Gletscher stand,

der sich mit Ruhe und Macht Stück für Stück aus den Bergen nach unten in einen See schob  und dann brachen immer wieder große Brocken ab. Es war faszinierend! Und immer, wenn ich daran denke, frage ich mich,

wenn mich das schon so fasziniert, wie kann ich erst ins Staunen geraten über Gottes Größe und Macht.
Wenn man zu viel mit Menschen zu tun hat, ist das schon schwieriger.

Da wundert man sich auch oft und verzweifelt dann. Manchmal staune ich auch über Menschen, die alles hingegeben haben, um für andere da zu sein wie zum Beispiel „Mutter Theresa“, eine Chinamissionarin aus England, oder Missionare unter den Aukas, die trotz der Feindseligkeiten hingegangen sind und dann von den Aukas ermordet wurden.

Wie faszinierend groß ist Gottes Liebe, der den Himmel hergegeben hat, um sich für uns ohnmächtig der Willkür der Menschen auszuliefern.

Darüber kann ich immer wieder staunen, es fasziniert, wie Gott sich uns in Jesus zeigt: Er liebt jeden einzelnen, kennt uns beim Namen und weiß, wie es uns geht. Jeder ist für ihn gleich wertvoll, jeden will er für sein großes Werk gebrauchen. Er überschüttet uns täglich mit Gaben, auch wenn wir ihn vergessen. Immer wieder dürfen wir bei ihm ankommen mit unseren Anliegen, und er ist für uns da, sorgt sich um uns und führt uns erstaunliche Wege. Immer wieder dürfen wir mit unseren Fehlern kommen und er sagt: Du darfst neu anfangen! Und am Ende schenkt er uns seine Ewigkeit.

Wie sagt der Psalmbeter in Psalm 8, 1: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.“ Und in Johanne 1, 14 heißt es über Jesus: „Wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Es tut so gut, darüber ins Staunen zu geraten, und ich möchte gerne dazu beitragen, dass Sie darüber ins Staunen geraten. Es verändert unser Leben, wenn wir uns davon beeinflussen und begeistern lassen.
Wie es unser Leben verändert, darüber haben wir in anderen Predigten oft nachgedacht. Ich möchte heute nur drei Punkte kurz ansprechen.

Im Staunen über Jesus erfahren wir, dass wir neue Kraft bekommen.

Viele Menschen leiden heute unter der Last ihres Lebens und werden darunter müde. Das „burn out“ Syndrom ist eine anerkannte Krankheit, andere fallen in tiefe Depressionen und einige nehmen sich sogar das Leben. Und wie viele Menschen seufzen unter ihrer Last, heimlich hinter verschlossenen Türen oder nachts, weil sie Angst haben, unter der Last zusammen zu brechen. Ich kann solche Situationen gut verstehen und habe sie oft genug selbst erlebt, aber ich habe auch erfahren, wie viel neue Kraft ich bekomme, wenn ich mich Jesus zuwende, manchmal nur für den nächsten Schritt, und manchmal trägt er mich und manchmal spüre ich den frischen Wind, der von ihm ausgeht. Er ist wirklich die lebendige Quelle der Kraft, der Kraft für die täglichen Aufgaben, der Kraft der Liebe, des Mutes, der Zuversicht und vielem mehr.
Es wird deutlich, wie wichtig ist es, dass wir uns gegenseitig helfen, aus dieser Quelle zu leben.

Wenn wir uns seinem Einfluss aussetzen, bekommen wir eine wirklich gute Orientierung:

Auf einer Konferenz ging es um das Thema: „Ethik in der Wirtschaft“. Die Vorträge waren hochinteressant, und es ist auch bemerkenswert, dass man sich überhaupt mit dem Thema beschäftigte. Aber ich dachte: Es gibt etwas viel besseres, auch für die Wirtschaft, nämlich die Orientierung an Jesus Christus. Ich höre schon die Stimmen die sagen: Der Pastor weiß gar nicht, wie hart es in der Wirtschaft zugeht. Da kommt man mit Jesus nicht sehr weit! Und ich sage: Sie irren sich. Zum einen wissen die gar nicht, wie hart es in der Kirche zugeht, und da versuchen wir es auch. Und zum anderen sollten Sie es einfach einmal ausprobieren. Viel schlechter kann es nicht werden. Ein junger Geschäftsmann sagte mir bei der Konferenz: „Es wäre schon gut, wenn sich mehr Geschäftsleute zumindest an den 10 Geboten orientieren würden.“
Und was gibt es für eine bessere Orientierung im persönlichen Leben, wenn es darum geht, den Umgang mit Zeit und Geld und dass ganze Leben sinnvoll zu gestalten oder für Kinder und Jugendliche oder in zwischenmenschliche Beziehungen.

Die Orientierung, die aus dem Staunen kommt, kommt von innen und ist lebendig.

Jesus sagt in Matthäus 7, 24: „Wer mein Wort hört und danach lebt, hat sein Haus auf festen Grund gebaut.“

Lassen Sie mich noch kurz einen dritten Punkt ansprechen: Als Christen kommen wir aus verschiedenen Gemeinden und Konfessionen.

Es gibt Themen des Glaubens, darüber haben wir unterschiedliche Meinungen, oft auch innerhalb einer Gemeinde. Wir haben vielleicht auch unterschiedliche Vorstellungen, wie wir das Leben oder auch die kirchliche Arbeit gestalten sollen. Diese Unterschiede können uns trennen, wenn wir sie für das Wesentliche halten. Aber ich habe immer wieder erfahren, dass da, wo Christen ins Staunen geraten über das, was Gott uns in Jesus zeigt, da entsteht über alle Grenzen und Unterschiede hinweg wirkliche Gemeinschaft. Da merken wir, was wirklich wichtig ist: nicht wir und unsere Meinungen, sondern unser Herr.

Diese Gemeinschaft, die im Staunen über unseren Herrn entsteht, halte ich für die wirkliche Ökumene.

Ich möchte als Pastor dazu beitragen, dass viele Menschen noch mehr ins Staunen geraten über das, was Gott uns in Jesus zeigt, und dann merken, wie es uns verändert. Aber das ist nicht nur die Aufgabe des Pastors, sondern von allen Christen.

Es ist wichtig, dass jeder dabei hilft, dass sich alle in Gottesdiensten, Gruppen und in persönlichen Begegnungen gemeinsam Christus zuwenden und sich von ihm begeistern, in Bewegung setzen und beauftragen lassen.
Schließen will ich mit einem Bild, das Lucas Cranach über Martin Luther gemalt hat: Luther steht auf der Kanzel, die Gemeinde vor ihm und er weist mit ausgestreckter Hand auf das Kreuz Christi hin. Dieses Bild zeigt, was wirklich wichtig ist: Nicht wir, sondern Christus, unser Herr!

Predigt zu Psalm 8, 1
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