Predigt zu Römer 15, 7
am 19. Sonntag nach Trinitatis

Predigt zu Römer 15,7 19 Sonntag nach Trinitatis Gottes Lob Jesus Christus Kirche Altar in Teis Südtirol Villnöss Tal

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat – zu Gottes Lob.

Das ist doch ein guter und richtiger Vers, besonders, wenn es darum geht,
dass andere mich annehmen sollen.

Es ist auch nicht so einfach, andere anzunehmen,

wenn es um das alltägliche Leben geht, zum Beispiel in der Familie, bei der Arbeit, mit Bekannten oder in der Gemeinde. Am Anfang sieht man nur die schöne und angenehme Oberfläche des anderen, aber wenn man sich näher kennenlernt, treten die Eigenschaften zutage, die man nicht so schön findet Dann ist einem der andere zu aktiv oder zu langsam, redet zu viel oder zu wenig, ist zu emotional oder zu sachlich, zu forsch oder zu schüchtern, hat komische Eigenschaften oder ist langweilig, ist pedantisch oder unzuverlässig, oder was man sonst noch entdeckt. Der Andere ist manchmal so anders und so störend in meinen Rhythmus und Gewohnheiten.

Ist es auch schwer für die anderen, mich anzunehmen?

Nein, denken wir! Ich habe auch Fehler, aber sonst bin ich ganz in Ordnung. Wenn die das nicht tun und mich nicht annehmen, wie ich bin, sind die komisch und halten sich nicht an das Gebot Jesu.

Ist es für Christus schwer, mich anzunehmen?

Ja und Nein! Ja, weil ich so anders bin als es in Gottes Welt üblich ist wo alles voll Liebe, Freude, Zuversicht und Barmherzigkeit ist. Nein, weil seine Liebe so stark ist, dass sie das überwindet und Jesus mich trotz allem annimmt, wie ich bin. Er liebt bis zur Selbstaufgabe und lässt sich von denen, die er annehmen will, sogar verspotten, verlassen und kreuzigen. Er tut selbstlos alles, damit wir neues Leben, wahres Leben haben können, und diese Möglichkeit gibt er uns jeden Tag neu, weil er uns als Kinder Gottes sieht.

Wir brauchen zwei Dinge, um andere so anzunehmen, wie Christus uns annimmt.

Zunächst einmal benötigen wir Demut durch Selbsterkenntnis.

Das können wir erhalten, indem wir uns nicht mit anderen vergleichen, denn da können wir alles so zurechtbiegen, dass wir uns selbst rechtfertigen oder im Vergleich mit anderen besser abschneiden können, sondern dass wir uns im Lichte Jesu Christi damit vergleichen, wie er geliebt hat, was er getan hat, wie er mit uns umgeht. Das macht demütig und dann sehen wir keinen Grund, uns über andere zu erheben.

Predigt zu Römer 15,7 19 Sonntag nach Trinitatis 1. Korinther 15,57 Sonntag Jubilate Ostern Osterfreude Jesus ist auferstanden und lebt 1. Mose 12,1-4 Lätare Sonntag Gottes Bund mit den Menschen in Jesus Christus Liebe Lebendige Gemeinde Aufbruch statt Abbau Predigt zu Lukas 10, 17-20 letzter Sonntag nach Epiphanias 1. Johannes 1, 1-4 Silvester Silvesterabend Altjahresabend Matthäus 5,43-48 23. Sonntag nach Trinitatis Feindesliebe Liebe Jesus 2. Timotheus 1,7-10 14. Sonntag nach Trinitatis Offenbarung 2,8-11 11. Sonntag nach Trinitatis Apostelgeschichte 2,1- 11 Pfingstsonntag Pfingsten Johannes 15,5 Jubilate 3. Sonntag nach Ostern 1. Korinther 3,11 Quasimodogeniti 1. Korinther 11,20 -29 Abendmahl Gründonnerstag letztes Abendmahl Jesus Christus Jesaja 58,1-9a Jeremia 29,13-14 Weg Suchen Römer 15,5-7 Lukas 13,1-9 Amos 5,6 Lukas 15,20-24 Andachten Predigt zu Epheser 2,19 1. Korinther 1, 3 Frieden suchen und in Jesus finden Matthäus 9, 35-38 Apostelgeschichte 1, 3 - 11 Himmelfahrt Exaudi Andachten Predigt zu Hebräer 12, 1- 3 Apostelgeschichte 16, 9 - 15 Römer 15, 4 - 13 Matthäus 21, 1-10 Liebe Herz Jesus Markus 13, 31 - 37 Ewigkeit Jesus Tod Hoffnung Impuls der Woche Jesus Liebe Herz zwei Herzen Taufe zum Glauben kommen liebende HerzenUnd dann müssen wir uns anfüllen lassen mit der Liebe Christi, damit sie uns im Alltag prägt und alle Bereiche unseres Lebens durchdringt.

Paulus geht es hier um das Miteinander in der christlichen Gemeinde, also zunächst nicht um ein allgemein menschliches Miteinander.  

In der Theorie hat Paulus das Bild von der Gemeinde als Leib Christi vor Augen.

Danach ist jeder einzigartig von Gott geschaffen und begabt und jeder dient mit seinen Gaben dem anderen und ist für ihn da. Alle zusammen bilden als Einheit die leibliche Gegenwart des Auferstandenen auf der Erde. Nur in der gegenseitigen Annahme und Ergänzung können Sie den Leib Christi leben und den Auftrag erfüllen.

In der Praxis sieht Paulus aber, dass es manchmal ganz weltlich zugeht.

Der eine ist genervt von den Schwächen der anderen, und der andere fühlt sich von den Stärken der anderen in die Ecke gedrängt; der eine versucht sich zu positionieren und ins rechte Licht zu setzen , und der andere benutzt seine Schwächen, um sich in den Vordergrund zu drängen; der eine hat mit seinem schwachen Glauben immer Angst, und der andere geht mit seinem starken Glauben mutig und selbstbewusst durchs Leben Die Vielfalt wird nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung gesehen. Es gilt das Recht des Stärkeren, der besseren Beziehungen, der Position in der Gemeinde und im öffentlichen Leben.

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat!“

Das soll nicht für einen Selbstzweck geschehen, um ein allgemeines Wohlgefühl in der Gemeinde zu erzeugen, damit sich alle besser fühlen und es ihnen besser geht, sondern zu Gottes Lob. Das Ziel ist, dass Gott geehrt wird. Durch unser Leben, Handeln soll deutlich werden, dass Gott Menschen zur Liebe hin verändern kann. Durch unsere Liebe im Miteinander sollen wir zeigen, dass wir Gott ehren und er an erster Stelle steht. Und dann sollen viele Menschen, die das sehen und erleben, darüber ins Staunen geraten, so wie es über die erste christliche Gemeinde in Apostelgeschichte 2, 43 heißt: „Die Menschen in Jerusalem wurden von ehrfürchtiger Scheu ergriffen.“ Durch das, was sie in einer christlichen Gemeinschaft sehen, sollen sie anfangen, Gott zu loben. Wie wir als Christen miteinander umgehen, davon hängt Gottes Ansehen in der Welt ab.

In dem Abschnitt, in dem unser Vers steht, geht es nun insbesondere um das Verhältnis von Starken und Schwachen.

Wozu gehören wir: zu den Starken, die annehmen sollen, oder zu den Schwachen, die angenommen werden sollen?

Kommt es nicht oft darauf an, wo es günstiger für uns erscheint?

Vielleicht kann ich das an ein paar Beispielen erklären. In materiellen Dingen versuchen wir, uns nach außen als nicht arm darzustellen, zum Beispiel wenn es um Kleidung, Wohnung oder das Auto geht. Wenn aber von uns Geld gefordert wird, zum Beispiel als Steuer oder Spende, dann sind wir eher alle arm. Im Miteinander wollen alle als stark angesehen werden. Wenn es aber um Durchsetzung von Interessen geht, fordern wir gerne, wenn wir uns unterlegen fühlen, man soll Rücksicht auf uns Schwachen nehmen. Moralisch wollen wir vor Gott und Menschen als gut dastehen. Wenn aber Gott etwas von uns fordert, dann sind wir alle schwach und arme Sünderlein. Je nachdem, wo es günstiger ist, ordnen wir uns als Schwächere oder Stärkere ein.

Predigt zu Römer 15,7 19 Sonntag nach Trinitatis Liebe einander annehmen Jesus Christus ertragen lieben vergeben Kirche in Teis SüdtirolPaulus sagt: Ertragt, das heißt, tragt die Schwächen der anderen,

ihre wahren Fehler und das, was wir für Fehler halten, ihre Ecken und Kanten und anderen Meinungen. So wie Christus mit uns umgeht, sollen wir mit den anderen umgehen. Wie geht Christus denn mit unseren Schwächen um, wenn wir unzuverlässig sind, wir ihn vergessen haben, seine Liebe nicht erwidert haben oder sonst nicht in seinem Sinn gelebt haben? Er nimmt uns nicht nur an nach dem Motto „ist ja egal, es stört mich ja nicht“, sondern er erträgt es und versucht mit viel Liebe und Geduld uns zum Guten zu verändern. All sein Bestreben geht dahin, uns seine Liebe zu geben und in uns Liebe zu erwecken.

Paulus sagt damit auch: Ertrage die Stärken des anderen,

wenn seine Stärken ihn ins Rampenlicht bringen und wenn er etwas kann, was du auch gerne können würdest. So wie Christus mit uns umgeht, sollen wir mit den anderen umgehen. Wie geht Christus denn mit unseren Stärken um? Er will unsere Stärken, er gebraucht sie. Sie sind keine Bedrohung für ihn, sondern er veredelt sie für den Bau seines Reiches, damit sie zur Ehre Gottes glänzen. Der andere ist ein Kind Gottes, dem Gottes Liebe genauso gilt wie dir und der sie genauso braucht wie du. Gib ihm, was du ihm geben kannst.

Was Paulus hier sagt, ist ein großartiger und faszinierender Maßstab:

mit anderen umgehen wie Christus mit uns umgeht, ist ein großartiges Ziel, und auch als christliche Gemeinschaft so miteinander umgehen – ein faszinierendes Ziel.

Wie gehen wir um mit der Diskrepanz zwischen der faszinierenden Regel und der frustrierenden Realität?

Predigt zu Römer 15,7 19 Sonntag nach Trinitatis Kolosser 4,3 Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr Erde und Himmel werden vergehen Jesus bleibtWir dürfen keine Abstriche am Maßstab machen, denn wie können wir Gottes uneingeschränkte Liebe erwarten, wenn wir nicht zu dieser Liebe untereinander bereit sind. Der Anspruch bleibt! Jesus sagt in Matthäus 5,18: „Wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz.“ Alles bleibt gültig, auch dies. Aber wir sind damit nicht allein. Christus lädt uns ja ein, mit unseren Schwächen zu ihm zu kommen, damit er uns erneuert.

Die Frage ist: Wollen wir uns in diese Richtung, in die Richtung Christi erneuern lassen oder bleiben wir lieber beim Alten, bei alten Kämpfen und alten Gewohnheiten, weil das so bequem ist. Christus lädt uns ein, uns in seine Richtung erneuern zu lassen.
Predigt zu Römer 15, 7
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