Predigt zu Römer 1, 16-17 am 3. Sonntag nach Epiphanias

Sind Sie ein Vielredner, oder eher der Schweigsame?

Von Norddeutschen heißt es, dass sie eher schweigsame Menschen sind, aber das stimmt nicht. Über bestimmte Themen reden sie sehr viel und ausgiebig. So ist es allgemein. Wenn es um Themen geht, die uns begeistern, dann können wir alle reden. Manche sind halt von vielen Dingen begeistert und manchmal auch von sich selbst und reden deshalb mehr. Wenn es aber um Dinge geht, die uns nicht interessieren, keine Ahnung davon haben oder sogar peinlich oder unangenehm sind, schweigen wir lieber. Eltern reden zum Beispiel gerne von ihren Kindern, wenn sie stolz darauf sind, was aus ihren Kindern geworden ist, dagegen schweigen sie, wenn ihre Kinder nichts auf die Reihe bekommen, unmöglich sind oder sogar kriminell. Andere reden gerne von der Arbeit, wenn es gut läuft, und wieder andere reden gerne von berühmten Leuten, die sie kennen, denn es tut ja so gut, sich im Glanz anderer zu sonnen.
Vom Negativen reden wir nur gerne, wenn es andere betrifft, womit wir nicht in Verbindung stehen.

Wenn es nun um Jesus geht, wie gehen wir mit ihm um gegenüber anderen Menschen? Reden wir von ihm, oder schweigen wir? Liegt Jesus irgendwo dazwischen, zwischen begeistert und peinlich oder keine Ahnung?

Sicher, in großen Konzerten, in kunstvoll bebilderten Büchern oder alten Domen ist Jesus auch heute noch salonfähig. Da kann man sich sogar mit Jesus noch gut darstellen. Aber sonst im normalen Alltag, ist Jesus da eher peinlich? Ist es unangenehm, wenn man auf den Glauben angesprochen wird? Die anderen denken vielleicht: Jesus ist etwas für Leute von gestern, für alte und weltfremde, und ich will nicht von gestern sein, sondern modern und mitten im Leben stehen. Es ist leichter mit zulachen, wenn Jesus oder die Kirche lächerlich gemacht werden.

Denken Sie an Ihren normalen Alltag am Arbeitsplatz, in der Schule oder Familie oder unter Freunden: Reden Sie dann davon, dass Sie Jesus lieben, Ihnen viel bedeutet, was er alles für Sie getan hat, oder verhalten Sie sich eher scheu und zurückhaltend, denn es könnte ja peinlich werden.
Viele reden sich damit heraus, dass sie sagen: Ich will niemandem etwas aufdrängen.

Tun wir das nicht sonst immer, wenn wir sonst viel reden. Wie oft müssen wir uns etwas anhören, was andere begeistert, uns aber gar nicht interessiert. Warum nicht bei Jesus, der so viel wichtiger ist?
Jesus sagt:  Wenn jemand nicht den Mut hat, sich vor den Menschen zu mir und meiner Botschaft zu bekennen, dann wird auch der Menschensohn keinen Mut haben, sich zu ihm zu bekennen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln kommt.“ (Markus 8,38)

Nun aber zu unserem Text aus Römer 1, 16-17

16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. 17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

Erinnern wir uns noch einmal: Jesus hat alles für uns getan.

Er hat den Himmel aufgegeben, sich an unsere Seite gestellt als unser Bruder und Freund, sich verspotten, schlagen und kreuzigen lassen, alles für uns! Jesus ist der einzige Weg zu Gott, die Wahrheit, das ewige Leben, die Auferstehung, das Licht aus der Ewigkeit. Die Botschaft von Jesus ist der Weg, unsere einzige Hoffnung, wenn es darum geht, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben können, hier und in der Ewigkeit; wir Trost und Halt haben, wenn alles verloren geht oder alles zerbricht; wir eine gute Orientierung im Leben bekommen für unser Leben; wir Hoffnung im Sterben und im Gericht Gottes haben.

Überlegen Sie wieder neu, was Jesus Ihnen bedeutet, was Sie mit ihm erlebt haben.

Jesus ist unser bester Freund und Begleiter im Leben. Er ist immer für uns da, ihm können wir alles sagen, unsere einzige Chance für das Leben in der Ewigkeit.
Es gibt für uns nichts Wichtigeres als diese Botschaft.
Kein Mensch, kein Ereignis, kein Erfolg, nichts kann uns das geben! Und auch für andere Menschen ist diese Botschaft das Wichtigste: für die Kinder und Enkel oder andere Familienangehörige, für Freunde, Nachbarn und Bekannte, für Versager, Erfolgreiche, für Angesehene und Außenseiter, für ganz normale Bürger.

Und dann schweigen wir? Ist es uns vielleicht sogar peinlich? Wenn uns das peinlich ist, das ist peinlich!

Stellen Sie sich vor, es geht um einen Menschen, den Sie sehr gerne mögen. Sie spüren, dass er krank ist, aber er tut nichts und will davon auch nichts wissen. Was werden Sie tun? Sie würden nicht lieblos darüber reden und auch nicht schweigen und so tun, als wäre alles in Ordnung, sondern weil sie ihn mögen, werden Sie Ihre Fantasie in Gang setzen und nach Wegen suchen und mit ihm über die Krankheit und über mögliche Hilfe so darüber reden, dass er Hilfe annimmt und geheilt wird. Und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, werden Sie es wieder versuchen.
Genauso ist es auch mit der Botschaft Jesu: Ohne Jesus haben wir Menschen eine Krankheit, die zum Tode führt, ohne Trost im Leben und ohne Hoffnung auf die Ewigkeit, verloren. Die Menschen brauchen Jesus, damit sie geheilt und gerettet werden.
Das hat Paulus angetrieben. Er weiß, dass Christus die Menschen sehr, sehr gerne mag, und er weiß, dass die Menschen Christus brauchen zum Trost und zur Rettung. Deshalb ist er umhergezogen und hat geredet, in jeder Situation. Deshalb wollte er alles von Jesus wissen, ihn besser kennenlernen.

Manche sagen: Das kann ich nicht!

Wir müssen es auch nicht wie Paulus können. Die Frage ist, ob wir es wollen. Wir sollten beten, beten, beten, dass Jesus in uns das Feuer seines Geistes anzündet, dass wir davon begeistert und angetrieben werden und es von ganzem Herzen wollen.
Wenn uns die Liebe Christi treibt, dann wollen wir es lernen. Wer sonst reden kann, der kann auch von Jesus reden, und wer andere Gaben hat, der kann auf andere Weise, die Botschaft weiter geben.

Was für ein Segen liegt darauf, wenn wir dazu beitragen, dass andere Jesus kennen lernen, dass wir in andere Menschen die Saat des ewigen Lebens hineinlegen,

ein Segen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; ein Segen für Trost und Halt in diesem Leben; ein Segen, der in Ewigkeit Bestand hat. Dafür lasst uns alles tun und alles einsetzen, als Einzelne und als Gemeinde!
Jesus Christus hat mit seiner Liebe wirklich alles für uns getan. 
Viele Menschen haben alles dafür getan, damit die Botschaft zu uns kommt.
Und nun sind wir dran, dass wir mit unserer Liebe, mit Mut, Fantasie und Freude die  Botschaft zu anderen bringen. Von wem sonst sollen Sie es hören?

Es kann nicht sein, dass unser bester Freund und Herr uns unangenehm oder sogar peinlich ist, oder wir ihn zu wenig kennen. Das hat er nicht verdient, der aus Liebe alles für uns getan hat.

Predigt zu Römer 1, 16-17
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