Predigt zu Matthäus 28, 16-20  am 6. Sonntag nach Trinitatis

Der wichtigste Auftrag Jesu an seine Jünger und an uns!

Wir lesen eine Abschiedsszene zwischen Freunden,

keine normale, wo alle Beteiligten mit Ihrer Trauer beschäftigt sind, sondern hier geht es im Abschied um einen Aufbruch mit einem gewaltigen Auftrag:

16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

In der Mitte steht der Auftrag, eingerahmt durch eine Feststellung und eine Zusage.

Die Feststellung von Jesus lautet:

„Ich habe alle Macht im Himmel und auf der Erde“. Aber er ist nicht der, der seine Macht gnadenlos ausnutzt, sondern der auf seine Macht verzichtet hat und der seine grenzenlose Liebe gezeigt hat, als er hilflos am Kreuz hing, aus Liebe sein Leben hingab und sagte: „Vater vergib ihnen“; als er Petrus vergab, Thomas seine Zweifel nahm, der Ehebrecherin vergab , eine Prostituierte und einen Zöllner und einfache Leute zu seinen Jüngern machte. Nun nach seiner Auferstehung verbindet sich bei ihm vollkommene Liebe und vollkommene Macht.

Und er gibt die Zusage:

Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Er ist bei den Jüngern und bei uns als der, der Macht hat über unsere Probleme, Menschen, Kirche, Leben, Tod und die Ewigkeit; der uns grenzenlos liebt und zu dem wir gehören dürfen. Wenn das wahr ist, und er sagt es, was fehlt uns dann noch? Es fehlt uns dann nur noch das Eine, dass wir aufbrechen und uns in Bewegung setzen.

Jesus gibt seinen Jüngern und uns einen letzten zentralen Auftrag,

sein letzter wichtigster Wille:  Geht hin und lehret, erzählt ihnen von mir, was ihr gesehen und gehört habt; tauft sie! Sagt es Ihnen mit einem Zeichen zu, dass sie zu mir gehören dürfen. Und bringt ihnen bei, nach dem zu leben, was ich gesagt habe, weil es gut für sie ist. Er sagt nicht: Baut euch große Kirchen, damit man von weitem sehen kann, wo ihr zu finden seid. Organisiert euch und schafft euch Gruppen, wo ihr sicher seid vor der bösen Welt. Denkt viel nach über das, was ich gesagt habe, damit ihr die richtigen theologischen Erkenntnisse habt. Sein wichtigster Auftrag gilt nicht dem innergemeindlichen Leben, sondern er sagt seinen Jüngern: Geht hin! Verlasst Euren sicheren Standort, eure heiligen Schutzräume, eure lieb gewordenen Gewohnheiten und bewegt euch hin zu den Menschen. Und das sagt er allen, nicht nur den Pastoren. Dieser Auftrag gilt allen Christen.

Warum mutet er uns das zu?

Der Grund ist, dass unser Herr ein Problem und eine Sehnsucht hat.

Sein Problem:

Er sieht die Menschen, wie sie auf der Suche sind nach sinnvollem und erfülltem Leben und dabei immer wieder nach falschen Antworten greifen; wie sie falsche Wege gehen und dabei sich und andere zerstören; wie „normale“ zufriedenen Bürger ihr Leben eingerichtet haben und nicht merken, wie sie innerlich sterben; wie Menschen mit aller Not, ihren Fragen und Sorgen belastet sind, keinen wirklichen Trost und Halt haben, sondern ihren Halt in zerbrechlichen Dingen suchen. Es ist ihm nicht egal, wie es uns Menschen geht. Es jammert ihn, er hat Mitleid. Es ist ihm so wenig egal, dass er dafür in die Welt gekommen und am Kreuz gestorben ist.

Und er hat eine Sehnsucht!

Wissen Sie, was Sehnsucht ist: Wenn man sich von tiefsten Herzen zum Beispiel ein Ereignis wünscht wie einen Urlaub oder einen Sieg oder eine Meisterschaft im Fußball. Oder wenn man sich einen geliebten Menschen bei sich wünscht, der nicht da ist und mit dem man sehr gerne zusammen wäre; der sich vielleicht abgewandt hat und man unter Liebeskummer leidet, den man zurückgewinnen möchte?

Predigt zu Matthäus 28

So hat Gott eine Sehnsucht nach Ihnen und nach den anderen Menschen.

Er möchte, dass alle Menschen in der Gemeinschaft mit ihm neu werden, dass sie heil werden, er sie mit seinem Geist durchdringen und prägen kann und sie in der Gemeinschaft mit Gott das Leben finden und die Ewigkeit. Stellen Sie sich ein großes bunt gemischtes Blumenfeld vor, in dem jede Blume auf ihre Weise wunderschön aufblüht. So möchte Gott, dass jeder wie eine besondere Blume voll aufblüht, zur vollen Entfaltung kommt und so leben kann, wie Gott sich das für jeden gedacht hat. Deshalb geht hin und bringt sie alle zu mir, damit ich das an ihnen tun kann.

Wie können wir den Auftrag Jesu erfüllen?

Schaut euch mal in eurem Umfeld um.

Wie viele Menschen sind da noch, die nicht wissen, was Jesus für sie tun will oder denen keiner hilft, Ihr Leben von ihm durchdringen zu lassen. Höre ich da Einwände: Die können doch hierher kommen. Es ist schön hier und es gibt viele gute Angebote. Das ist richtig, aber es gibt trotzdem viele, die so nicht kommen. Oder: Die wollen gar nicht, hören nicht zu, lachen mich aus. Das mag sein, aber sie suchen trotzdem nach Antworten für ihr Leben und wenn sie bei uns nicht suchen, warum tun sie das nicht? Haben sie Vorurteile gegenüber Kirche, die berechtigt sind? Können wir die überwinden? Müssen wir uns vielleicht verändern, damit sie anfangen, hier zu suchen. Jesus fordert uns auf: Geht hin, bewegt euch hin zu diesen Menschen und macht sie zu meinen Jüngern!

Lasst uns doch einmal überlegen: Was sind da für Menschen, zu denen Jesus uns schickt, als Gemeinde oder jeden persönlich?

Dient das, was wir tun, diesem Auftrag: die Gruppen der Gemeinde, Gottesdienste, die Arbeit im Vorstand, das persönliche Leben, etc.? Welche Schritte müssen wir wagen, um das Evangelium zu den Menschen zu bringen? Was müssen wir verändern: moderne Technik, Musik, Räume, Veranstaltungen? Was müssen wir neu wagen, um auf Menschen zugehen? Mit welchen Formen der Verkündigung erreichen wir sie? Das alles sollen wir tun, weil wir die Sehnsucht Christi teilen, dass alle Menschen durch ihn heil werden.

Haben wir immer noch Einwände:

Ja, aber ich kann das nicht; die anderen machen nicht mit; die Gemeinde hat andere Erwartungen; was sagen die Leute? Das mag alles wahr sein und Jesus und die Jünger hätten mit diesem ABER genauso viel Grund gehabt, nichts zu tun. Es wäre sogar berechtigt, nichts zu tun und zu resignieren, wenn Jesus noch tot wäre.

Aber wir haben den Auferstandenen im Hintergrund mit seiner Macht und Liebe. Und der traut es uns zu: Welch ein Vertrauen! Es ist nicht irgendein Auftrag, zum Beispiel Mitarbeit in der Gemeinde oder in Hilfsprojekten, sondern es geht um den Größten und Wichtigsten.

Dazu hat er uns Gaben gegeben.

Überlegt einmal, mit welchen Gaben ihr diesem Auftrag dienen könnt: Singen, Reden, Abwaschen, Kochen, Handwerk, Zuhören, Helfen, Beistehen, Trösten, usw.? Gott hat uns Fantasie gegeben, um Dinge auszuprobieren, die diesem Auftrag dienen. Gehet, wagt neue Schritte! Wer Liebe im Herzen hat, entwickelt Fantasie und Mut. Als der Zöllner Matthäus, mit dem kein anständiger Jude etwas zu tun haben wollte, Jesus kennenlernt, macht er das, was er kann: eine Party feiern, alte ungläubige Freunde einladen und Jesus mit dabei. Alte Freunde spotten vielleicht, aber sie kommen und lernen Jesus kennen. Die Jünger maulen, aber auch sie sind dabei. Matthäus gibt auf diese Weise Jesus und Menschen eine Chance.

Was entwickeln wir für Fantasie und Mut für die Sache Jesu?

Brauchen wir dazu wirklich Mut, denn er sagt doch: Ich bin doch da bei euch, immer und überall, unbegrenzt. Wir können damit rechnen, dass er auch heute noch wirkt: in meinem Leben und im Leben der anderen, in der Erneuerung der Kirche und auch jetzt, wenn wir Gottesdienst feiern. Im Bild kann ich mir das so vorstellen: Der Auferstandene steht hinter mir mit seiner Macht und Liebe. Er streckt die Arme nach vorne aus. Ich gehe zwischen seinen Armen vor ihm her. Mit dieser Gewissheit, mit diesem Schutz kann ich mutig Schritte wagen. Und wenn Gegenwind kommt, Probleme auftauchen, dann werde ich höchsten an seine Brust gedrückt oder von seinen Armen aufgefangen.

Wir haben es mit dem zu tun, der alle Macht und alle Liebe hat im Himmel und auf Erden.

Darum jetzt: Geht! Bewegt euch! Erfüllt den Auftrag! Dafür sind wir da.
Predigt zu Matthäus 28, 16-20
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